„Ach, dieser Monat trägt den Trauerflor“, so beginnt Erich Kästner sein Gedicht über den Monat November. „Der Sturm ritt johlend durch das Land der Farben. Die Wälder weinten. Und die Farben starben. Nun sind die Tage grau wie nie zuvor. Und der November trägt den Trauerflor.“ Dem November haftet das Gefühl von Dunst und Nebel, Grau und Ungemütlichkeit an.
Wenn der Herbst langsam zum Winter übergeht, denken wir als Christen über das Vergehen dieser weltlichen Reise nach und damit auch über den schmerzhaften Verlust von lieben Angehörigen, die eine große Lücke in unserem Leben hinterlassen haben.
Der November ist reich gefüllt mit Totengedenktagen: Allerseelen, gefolgt vom Volkstrauertag und dem Totensonntag, auch Ewigkeitssonntag genannt. In unseren Gottesdiensten erinnern wir uns wehmütig daran, wenn wir die Namen der Verstorbenen des letzten Jahres vorlesen, ihrer gedenken und für jede/n eine Kerze anzünden.
Gottes Schöpfung, die Natur, lebt in einem Kreislauf und diesen nehmen wir hautnah wahr, wenn die Jahreszeiten Herbst – Winter – Frühling – Sommer ein ganzes Jahr füllen mit ihren jeweiligen Eigenschaften und ihrer ganz eigenen Pracht. Vergleichbar mit dem Zyklus der Jahreszeiten leben in den indischen Religionen, wie im Hinduismus und Buddhismus, der Mensch und der Kosmos auch in einem Kreislauf: Geburt – Leben – Sterben – Geburt. Eine wiederkehrende Lebensweise ist für diese asiatischen Religionen auch eine Strafe, nicht nur eine Tatsache. Jeder Hindu und jeder Buddhist will doch von diesem Kreislauf des Lebens und des Vergehens befreit werden. Deshalb muss er sich immer mehr von seinem Karma, der Last des früheren Lebens, lösen.
Das Christentum hat dagegen eine andere Philosophie. Auch wenn die Natur einem Kreislauf unterliegt, lebt ein Christ in einer linearen Lebensweise. Er wird nur einmal geboren und geht mit dem Tod endgültig zurück. Ihm ist bewusst, dass er in seinem „einen” Leben nicht alles vollbringen kann. Aber Gott fängt den Menschen mit seiner großartigen Liebe auf und lässt ihn nicht im Kreislauf der Natur, sondern rettet die Seinen durch seine Gnade.
Mit unseren herzlichen Segensgrüssen für den Monat November
Ihre Silvia Meier und Ulrike Teigeler