Gruss der Gemeindekoordination – Mai 2024

Liebe Gemeindemitglieder,

Es gibt Leute, die, wenn sie etwas überraschend Erfreuliches erlebt haben, sagen: „Das ist ein Gefühl wie Weihnachten!“. Oder wenn jemand
etwas Schweres durchgemacht hat, eine Krankheit überwunden hat, sagt er: „Ich bin wieder auferstanden“. Oder „Ich fühle mich wie neu
geboren. “ Solche Aussagen spielen auf Ostern an. Zum dritten grossen christlichen Fest, zu Pfingsten, scheint es keinen solchen Ausdruck zu geben. Doch das gibt es. Das Gefühl, zu verstehen und verstanden zu werden ist ein Gefühl wie Pfingsten. Im ganzen biblischen Bericht der
Pfingstgeschichte ist dieses Gefühl zentral. Man könnte sagen, das Wunder von Pfingsten ist auf den Punkt gebracht: Menschen verstehen sich. Über die Grenzen von Sprache, Herkunft und Nationalität hinaus.

Die Pfingstgeschichte, bei welcher eine grosse gegenseitige Verständigung möglich wurde, erwähnt drei Voraussetzungen dafür. Die erste tönt vielleicht banal, ist aber grundlegend: Dass man Gemeinschaft hat, zusammen ist, sich austauscht. Die Jünger blieben, trotz grosser Verunsicherung nach dem Tod von Jesus beisammen und trafen sich. Sie teilten Freud und v.a. auch Leid. Um uns verstanden zu fühlen brauchen wir andere, die uns zuhören, aufmunternd anblicken, uns auch ohne Worte die Hand halten oder sie auf die Schulter legen.

Die zweite Voraussetzung für gegenseitiges Verständnis ist die Bereitschaft, sich zu öffnen, auf andere zuzugehen und zu sagen oder zu
zeigen, was einem wichtig ist. Die Jünger damals gingen auf die Strasse und redeten von dem, was sie tief innen bewegte. Ich bin überzeugt, um verstanden zu werden ist es viel wichtiger, natürlich und echt zu sein, auch wenn es nicht perfekt herauskommt, als gelehrte, abstrakte und oft unverständliche Worte zu verwenden.

Das Dritte, was es für das gegenseitige Verständnis an Pfingsten benötigte, war die Offenheit für eine andere, uns nicht verfügbare Dimension. Die Jünger waren offen für den Heiligen Geist und vertrauten ihm. Auch wir können seine Kraft heute erfahren, wenn wir sie zulassen. Manchmal hat man nach der Begegnung mit anderen Menschen da Gefühl: Da war noch etwas oder jemand anderes da, das bewirkt hat, dass wir uns verstanden und ganz nahe gefühlt haben. Ein Gefühl wie Pfingsten! Das Gefühl, verstanden zu werden und zu verstehen. Das Gefühl von Verbundenheit, das weit über das hinausgeht, was wir ihn Worte fassen können. Ein Gefühl, zu dem wir selbst auch ein wenig beitragen können, das wir aber vor allem, wie die Jünger damals, als ein Geschenk Gottes annehmen dürfen.

Mit geistreichen Segensgrüssen

Silvia Meier und Ulrike Teigeler

Veröffentlicht in Editorial Boni-Nachrichten.